Das diesjährige Fantasy Filmfestival wurde am 20. August mit der Aufführung der Leinwandadaption des Science-Fiction-Klassikers »Der futurologische Kongress« von Stanislaw Lem eröffnet. Stets gut informiert und organisiert versorgte der Pressesprecher die Mitglieder mit den begehrten Tickets, so dass sich die KuKuLiZe nahezu vollständig im großen Saal des Cinemaxx am Potsdamer Platz einfand. Wollte man sich doch selbst ein Bild davon machen, wie Regisseur Ari Folman den seinerzeit bei Besprechung des Buches als nicht verfilmbar wahrgenommenen »Kongress« umgesetzt hatte. Da der Regisseur selbst anwesend sein sollte, war die Neugier zuvor um so größer, zumal Christoph bereits leidenschaftlicher Fan des Vorgängers »Waltz with Bashir« ist. Direkt von der Arbeit kommend war RA Miske bestens aufgelegt und versorgte die Meute mit funkensprühendem Witz & sehr viel Popcorn. Das sonst so begehrte 1€-Perso-Menü des Pressesprechers gilt leider nur für die Konkurrenz, doch die spielt lieber »Die Schlümpfe 2« anstelle von kulturellen Festival-Beiträgen. Nachdem endlich alle da waren (Consti vorher beim Golf, San musste noch zu Butter Lindner, nur unser RA als einziger arbeiten) konnten doch noch gute, sogar zusammenhängende Plätze (Jakob war da recht leidenschaftslos, beim Film sei es eh dunkel und man habe leise zu sein) gesichert werden, wenn auch recht weit vorn.
Die Erwartungshaltung an den Film war hoch, traute man doch Folman eine visuelle Ausdrucksform zu, die dem Ideenreichtum des Buches gerecht werden könnte. Um so verstörender der Trailer, in dem man vom Originalwerk einfach nix wieder erkannt hatte. Der eigentliche Film war anstrengend, aber außergewöhnlich. Folman entschied sich für einen zweigeteilten Ansatz, indem er die filmische Darstellung ab der Hälfte der Spielzeit von Spielfilm zu Animationsfilm wechselte. Um die eigentliche Geschichte des »Kongress« wurde zudem eine umklammernde Rahmenhandlung geschaffen, die kritisch mit dem modernen Hollywood und seinem Jugendwahn bzw. seiner Einfallsarmut abrechnet. Robin Wright (bekannt aus Forrest Gump) als Robin Wright soll komplett ausgelesen und gescannt werden, damit ihr digitales Ich zukünftig alle Schauspielrollen für sie übernehmen kann. Sie selbst trifft stets zu blöde Entscheidungen und ihre Kopie würde alles (nur nicht Nazis und Porno, Vertrag ist Vertrag) für sie zuverlässiger und unkomplizierter übernehmen. Aber: sie selbst darf nie wieder schauspielern, selbst nicht in einem Laientheater in Hintertupfingen. Nach langem Gezeter willigt sie ein, auch um ihren merkwürdigen Kindern (rebellische Tochter, mysteriös kranker Sohn) gerecht werden zu können. Im Scanner selbst versagen schließlich die Nerven, doch ihr Agent Harvey Keitel verlangt ihr mit einem großartigen Monolog über Ringelschwänze und die Verdienstmöglichkeiten von Freak Shows die gesammelte Emotionspalette ab. 20 Jahre später fährt die sichtlich gealterte Robin Wright auf Einladung der Produktionsfirma zum »Kongress«. Vor Einfahrt in die Region bekommt sie eine wundersame Tinktur und der animierte LSD-Trip im Popeye-Stil geht los. Einige Passagen machten besonders Spaß: San will nun auch unbedingt Hoteldirektorin werden, um im etwaigen Ernstfall auch Gummiboot und Jünglinge gestellt zu bekommen. Der Flughafen Tempelhof wird zur Spielwiese der Lust (deutlich besser als schon wieder Baseball…) und auch Jakobs Jägermeister-Exzess-Abend nach Wild at Heart-Besuch ist enthalten. Zum Glück wurde unser Abend damals nicht genau so hart mit Knüppelgewalt aufgelöst. Die Fratze von Tom Cruise erweist sich als prima Running Gag. Vor allem Sascha hat jedoch seine Probleme mit einigen Logikschwächen im zeitlichen Ablauf der Geschichte. Vermisst werden zudem die vortrefflichen Wortneuschöpfungen der Romanvorlage. Lediglich das Studio »Mira(-)mount« mag hieran erinnern.
Das anschließende Q&A mit Regisseur Folman wird zur journalistischen Sternstunde des Pressesprechers. Jannis musste hier leider vorzeitig passen, da er diplomatische Verpflichtungen hatte. Nach allgemeinem Blabla folgte die eine großere Frage zum Warum einer Rahmengeschichte um ein derart komplexes, vielschichtiges Buch. Ist denn das allein nicht schon genug? Antwort Folman: Ja, sogar zuviel um es zu verfilmen (und Stanislaw Lem hasste zu Lebzeiten zudem alle Verfilmungen seiner Bücher), also fühlte er sich dazu getrieben, es noch verzwickter und komplizierter zu machen. Einleuchtend! Eine rührende Geschichte um eine alternde Schauspiel-Schönheit der 60er, die unerkannt über den roten Teppich der Filmfestspiele von Cannes lief, brachte ihn dann auf die dazu geschaffene Geschichte um Robin Wright (auch wenn Cate Blanchett die erste Wahl war, aber als zu perfekt dann doch verworfen wurde). Darüber hinaus konnte so einiges über internationale Filmförderung und daraus resultierende Komplikationen bei der Animation von Personen gelernt werden. Belgische Männer bewegen sich einfach viel zu weiblich! Bei abschließendem Sekt und Buffethäppchen konnte die KuKuLiZe in der gemütlichen Cinemaxx-Lounge lustwandeln und wäre fast erneut mit Folman ins Gespräch gekommen. Doch Consti wollte lieber einen zweiten Sekt und Chrissi zurück ins Office. Nun, sei es drum, schön war’s trotzdem.